Warum es (zum Glück) keine KI-Revolution in der Eventbranche gibt

KI ist in aller Munde. Ob auf LinkedIn, in Tech-Podcasts oder in Werbevideos – künstliche Intelligenz scheint gerade jede Branche umzuwälzen. Nur: In der Eventbranche? Passiert… erstaunlich wenig, könnte man meinen. Was ist da los und was macht die KI mit Events

Diesen Fragen gehen wir in diesem Artikel genauer auf den Grund.

Inhaltsverzeichnis: 

  1. Der KI-Hype hält bisher nicht, was er verspricht
  2. Events und KI: Evolution statt Revolution
  3. 4 Gründe warum die Eventbranche nicht auf den Zug von KI Events aufspringt
  4. Wie die Eventbranche den richtigen Umgang mit KI findet
  5. Der richtige Weg: Weniger Hype, mehr Fokus
  6. Fazit

Der KI-Hype hält bisher nicht, was er verspricht

Die Tech-Riesen investieren Milliarden in KI – aber die Ergebnisse bleiben mager.

Ein paar Beispiele:

OpenAI hat 2024 rund 9 Milliarden Dollar ausgegeben, um 4 Milliarden Umsatz zu erzielen. Microsofts Copilot kostet satte 8.518 Dollar pro aktivem Nutzer und Jahr. Googles Gemini? Hat weniger monatliche Nutzer als Pokémon Go auf dem Höhepunkt. Oder die Erfahrungen, die Fachbesucher auf der Gamescom mit dem „AI Meeting Generator“ machten mussten, der vorgeschlagenen Meetings als bestätigte Meetings in die Terminkalender eingebucht hat.

Die Realität ist: Diese Tools werden nicht aus Begeisterung genutzt, sondern weil Unternehmen sie in bestehende Abläufe drücken. Die Nutzer? Sind oft frustriert statt begeistert.

Und die wirtschaftliche Logik? Funktioniert nicht. Die Kosten steigen mit der Nutzung – nicht umgekehrt. Innovationen werden rasant kopiert, Funktionen gleichen sich an. Und echte Durchbrüche? Fehlanzeige.

Events und KI: Evolution statt Revolution

Natürlich bleibt auch die Eventbranche vom KI-Trend nicht ganz verschont. Verschiedene Anbieter testen KI-generierte Moderatoren und automatisierte Chatbots, die Gäste vor, während und nach einer Veranstaltung begleiten. 

Da liegt die Frage auf der Hand: Brauchen wir in Zukunft überhaupt noch echte Menschen auf der Bühne? Und ist der Applaus bald nur noch eine von KI generierte Soundkulisse?

Die ehrliche Antwort: Nein. KI kann die Eventwelt unterstützen, beschleunigen und in vielen Bereichen optimieren. Aber sie wird das Herzstück nicht ersetzen, das Veranstaltungen einzigartig macht: die echte menschliche Begegnung. 

Kurz gesagt: Die Eventbranche muss sich immer wieder mit technischen Innovationen auseinandersetzen. Von der Einführung der Beamer-Präsentation über das erste Livestreaming bis hin zu hybriden Events – jede Neuerung hat den Rahmen erweitert, aber nie den Kern ersetzt. Denn Events sind im Kern keine Technologieprodukte – sie sind menschliche Erlebnisse.

4 Gründe, warum die Eventbranche nicht auf den Zug von KI Events aufspringt

1. Weil Events menschlich sind und bleiben

Events leben von echten Begegnungen. Von spontanen Gesprächen in der Kaffeepause. Von Applausmomenten auf der Bühne. Von Gänsehaut bei einer Keynote. Künstliche Intelligenz kann vieles – aber sie kann keine menschliche Verbindung schaffen. Keine “echten” Emotionen. Kein Lächeln von Herzen. Und das ist genau das, was Events ausmacht.

2. Weil die Menschen technikmüde sind – und zurecht

Die letzten Jahre waren voll mit neuen Tools, Plattformen und Versprechen. Vieles davon hat Events für Teilnehmende komplexer werden lassen, ohne immer gleichzeitig einen Mehrwert zu bieten.

3. Weil wir uns immer wieder die Frage nach dem Mehrwert stellen müssen

Professionelle Veranstalter stellen sich nicht die Frage: “Wie können wir KI einsetzen?“ (oder ein beliebiges anderes Tool) sondern vielmehr „Wie löse ich mein Problem?“ und „Wie schaffe ich damit Mehrwert für meine Teilnehmenden“. Diese Denkweise verändert alles.

4. Viel Lärm – und wenig Substanz

Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe „Event-Tech-Influencer“, die sich plötzlich als KI-Experten positionieren – ohne jegliches Verständnis für Softwarearchitektur, Datenschutz (Stichwort DSGVO) oder nutzerzentrierte Produktentwicklung.

Was dabei rauskommt? Buzzwords statt Lösungen. Verwirrung statt Klarheit. Und falsche Entscheidungen, die viel Geld kosten.

Wie die Eventbranche den richtigen Umgang mit KI findet

Auch wenn künstliche Intelligenz in der Eventbranche keine Revolution auslösen wird, heißt das nicht, dass sie bedeutungslos ist. Im Gegenteil: Gerade dort, wo es um Daten, Prozesse und Personalisierung geht, zeigt KI heute schon, wie wertvoll sie sein kann. Sie übernimmt Routineaufgaben und erleichtert organisatorische Abläufe. Hier einige Beispiele, wo KI für Events sinnvoll eingesetzt werden kann:

Vor dem Event:

  • Zielgruppenanalyse: KI-gestützte Tools helfen, die Interessen und Bedürfnisse der Zielgruppen zu verstehen. Daraus lassen sich passgenaue Themen, Formate und Kanäle ableiten.
  • Individuelle Einladungen: Statt generischer Mailings können Einladungen auf Basis von Teilnehmerdaten personalisiert werden – vom richtigen Wording bis zum passenden Call-to-Action.
  • Agenda-Planung: KI kann vorschlagen, welche Sessions für bestimmte Teilnehmende interessant sind. So entstehen automatische Agenda-Vorschläge, basierend auf Informationen aus der Registrierung.

Während des Events:

  • Live-Übersetzungen und Transkriptionen: Sprachbarrieren verschwinden, wenn KI Inhalte simultan übersetzt oder in Echtzeit verschriftlicht.
  • Chatbots für Fragen: Ob technische Hilfe oder organisatorische Hinweise – KI-basierte Assistenten auf LLM-Basis stehen jederzeit bereit und entlasten das Eventteam.

Nach dem Event:

  • Automatisierte Feedback-Auswertung: KI kann offene Antworten clustern, Stimmungen erkennen und Handlungsempfehlungen generieren.
  • Content-Recycling: Mitschnitte lassen sich mithilfe von KI in Snippets, Blogbeiträge oder Social-Media-Posts verwandeln – und verlängern so die Reichweite.
  • Datenbasierte Learnings: Teilnehmerverhalten und Interaktionsmuster werden analysiert, um künftige Events noch zielgerichteter zu gestalten.

5 Dinge, die die KI bei Events bereits gut kann:

  1. Automatisierte Teilnehmerregistrierung und Ticketing
  2. Personalisierte Einladungen & Kommunikation
  3. Intelligentes Networking und Matchmaking
  4. Echtzeit-Übersetzungen und Transkriptionen
  5. Datenanalyse & Feedback-Auswertung

5 Dinge, die KI (noch) nicht ersetzen kann:

  1. Echte Emotionen und Empathie
  2. Spontane Kreativität & Improvisation
  3. Persönliche Begegnungen und Netzwerke
  4. Nonverbale Kommunikation (Gestik, Atmosphäre, Stimmung)
  5. Den „Magic Moment“, der Events einzigartig macht

Weniger Hype um KI-Events, mehr Fokus

Während andere Branchen Millionen in halbfertige KI-Tools investieren, konzentrieren sich Event-Profis auf das Wesentliche: großartige Erlebnisse für ihre Teilnehmenden. Und das zahlt sich aus.

Die erfolgreichen Veranstalter von morgen werden nicht die mit den meisten KI-Features sein, sondern die, die:

  • Den Menschen im Mittelpunkt behalten
  • Echte Probleme lösen – nicht hypothetische
  • KI gezielt und sinnvoll einsetzen
  • Ihre Entscheidungen auf Wirkung, nicht auf Buzzwords stützen

Indem die Eventbranche nicht blind jedem KI-Trend folgt, bleibt sie unabhängig. Ohne teure Rechenkosten. Ohne Lock-ins bei Anbietern. Und ohne Beta-Produkte, die mehr versprechen als sie halten. Das bedeutet auch: bessere Kontrolle über Daten und gesündere Budgets.

Fazit

In der Eventbranche gibt es keine allumfassende KI-Revolution – und das ist ein Glücksfall. KI wird unseren Alltag als Veranstalterinnen und Veranstalter vereinfachen, Prozesse optimieren und neue Möglichkeiten eröffnen. Aber sie ersetzt nicht den Kern dessen, was ein Event unvergesslich macht.

Denn Events sind mehr als ein perfekter Ablaufplan oder eine reibungslose Organisation. Sie leben von maßgeschneiderten Lösungen, echten Begegnungen, Emotionen und dem besonderen Moment, der sich nicht in Algorithmen pressen lässt.